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DeJul's Filmecke - Oscar-Countdown

The Wolf of Wall Street - Martin Scorsese

-Nominiert für fünf Oscars (u.a. Bester Film und Bester Hauptdarsteller)-




Oscarzeit ist Weihnachtszeit - zumindest ist es für mich ein bisschen so. Ich kann es kaum erwarten, mir am 02. März die Nacht um die Ohren zu schlagen, um mir die 86. Verleihung der Academy Awards zu Gemüte zu führen.
Und da will ich natürlich nicht unvorbereitet sein. Also werden ich mir einige -alle werden ich vermutlich nicht mehr rechtzeitig schaffen- nominierte Filme ansehen und hier kurz meinen Senf dazu abgeben.


Beginnen wir mit Martin Scorseses neuem Meisterwerk - The Wolf of Wall Street.

Wie der Titel des Filmes bereits vermuten lässt, spielt die Handlung -wie schon einige Male zuvor- auf dem irren Börsenmarkt. Da dieser für mich genau so einfach zu begreifen ist wie die französische Sprache -nämlich gar nicht- hoffte ich natürlich auch auf eine Unterhaltung für absolute Unwissende.

Bereits in der ersten Szene -eine ausschweifende Büroparty bei der Kleinwüchsige gegen Zielscheiben geworfen werden- wurde allerdings deutlich, dass die Machenschaften der Börse nicht unbedingt im Mittelpunkt des Filmes stehen werden. Der Aktienhändler Jordan Belfort (gespielt vom bisher Oscarlosen Leonardo DiCaprio) erzählt aus seiner Sicht seinen Werdegang an der Börse. Diese Erzählweise zieht den Zuschauer von Anfang an mehr ins Geschehen als die übliche "oh-wir-wissen-gar-nicht-dass-hier-eine-Kamera-ist-Weise". So durchbricht Jordan das ein oder andere Mal die vierte Wand und spricht den Zuschauer direkt an.
Nach der o.g. ersten Szene, die Jordan auf dem Karrierehöhepunkt zeigt, folgt ein Zeitumbruch und man lernt den Hauptdarsteller als Börsenanfänger kennen.
Schon hier zeigt DiCaprio erste Züge schauspielerischer Brillanz - so verkörpert er anfangs einen überforderten Jordan, mit dem man gleich Mitleid empfindet. Der Broker Mark Hanna (Matthew McConaughey) führt ihn -beginnend mit einem genialen Dialog in einem Restaurant- auf die "richtige" Spur und schon bald findet sich Jordan zwischen Drogen, Prostituierten und jeder Menge Kohle wieder.



Der 19. Oktober 1987 - der sogenannte Schwarze Freitag- ändert diesen Zustand jedoch abrupt und Jordan steht vor dem Nichts. Er beginnt Billig-Aktien zu verkaufen. Als er merkt, dass dieses Handelssegment kaum überwacht wird und eine Menge Geld für die eigene Tasche bringt, wittert und nutzt Jordan diese Zustand. Er sucht sich ein paar zwielichtigen Kompanen und gründet die Firma Stratton Oakmont. Alsbald fließen die Millionen und mit ihnen die bereits genannten illegalen Substanzen -vorzüglich eingenommen von nackten Frauenkörpern.

Durch die subjektive Erzählweise schaffen Scorsese und DiCaprio das fast schon Unmögliche: man mag Jordan und fiebert mit ihm mit, obwohl er das Arschloch in Person ist und einem bewusst ist, dass er aufgrund seiner Machenschaften und seines Drogenkonsums unweigerlich scheitern wird. So findet man sich bei der ein oder anderen Motivationsrede von Jordan in der ihm zujubelnden Menge von Brokern wieder.
Dass die Geschichte von Jordan selbst erzählt wird, merkt man auch immer wieder an den arg überzeichneten und dadurch oft irre komischen Szenen. Dieser Umstand wird einem ebenfalls bewusst, wenn Jordan nicht im Bild ist, sondern die Geschehnisse um den FBI-Ermittler Patrick Denham (Kyle Chandler) erzählt werden. Dass dieser in einem abgetragenen Anzug in seinem Büro grübelnd über Statistiken sitzt, dürfte Belforts Meinung über diesen Beruf widerspiegeln.

Neben DiCaprio überzeugt ein bis in die kleinsten Rollen brillant verkörperter Nebencast. Hervorzuheben sind für mich hier der vom Muttersöhnchen- oder vielmehr Cousinenliebhaber- zum absoluten Egoschwein und Drogenjunkie mutierenden Donnie (Jonah Hill); Naomi (Margot Robbie) als Sexbombe, die es faustdick hinter den Ohren hat und Belforts Vater "Mad Max" (Rob Reiner), dessen cholerischer Anfall wegen eines Anrufes -den er dann aber natürlich in Gentleman-Art entgegen nimmt- einen komödiantischen Höhepunkt liefert.



Nichts desto trotz werden selbst diese durch DiCaprios Leistung überstrahlt. Er geht absolut auf in dieser Rolle und wirkt wie entfesselt. Er verkörpert jede einzelne Phase von Belforts Leben absolut überzeugend - vom charismatischen Arschloch bis zum zugedröhnten und sabbernden Junkie. Unterstützt wird diese Arbeit durch wenige Schnitte in den Dialogen und den Motivationsansprachen, sowie überzeugender Kameraeinstellungen und Kulissen.
So werden selbst die banalsten Szenen -wie ein Gespräch im Konferenzraum über die "Modalitäten" von Kleinwüchsigen oder ein zweideutiges "Verhör" auf Belforts dezent großer Yacht- zu einem cineastischen Erlebnis.

Dass der Film mit seiner 2:59h langen Laufzeit deutlich länger ist als übliche Blockbuster, merkt man höchstens, wenn man eine schwache Blase hat und deswegen ein paar Mal öfter die Keramikabteilung aufsuchen muss.
Die auf einer wahren Begebenheit beruhende Geschichte des ebenfalls kurz im Film auftachenden "echten" Jordan Belfort, schießt den Vogel am Ende nochmal ab, indem aufgezeigt wird, dass es Jordan selbst während seines kurzen Gefägnisaufenthaltes besser geht als den meisten von uns, die sich außerhalb schwedischer Gardinen befinden.

Fazit: Wenn schon nicht Tom Hanks den Oscar bekommen kann, dann hat DiCaprio diesen mit dieser Leistung mehr als verdient!

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