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De Jul's Filmecke - Oscar- Countdown


Dallas Buyers Club - Jean Marc Valée

- Nominiert für 6 Oscars, (u.a. Bester Film, Bester Hauptdarsteller, Bester Nebendarsteller)





Matthew McConaughey- jeder kennt ihn aus unzähligen sogenannten "Romantikkomödien", in denen er oft nur den witzigen Schönling spielt. Immer nett anzusehen, aber nie mehr. Das ging dem guten Matthew nach einiger Zeit ebenfalls gehörig auf den Sack und er versuchte sich -nach einer Schaffenspause- an ernsthafteren Rollen.
Nach ersten positiven Resonanzen für seine Auftritte in Killer Joe, Magic Mike und aktuell in The Wolf of Wall Street, wurde ich vor allem durch den letztgenannten neugierig auf die neuen Seiten des einst zum Sexiest Man Alive gewählten Schauspielers.
Für seinen neuen Film "Dallas Buyers Club" sorgte McConaughey bereits vor der Dreharbeiten für Aufsehen - mit einem erschreckend abgemagerten Körper. Nebendarsteller Jared Lito tat es ihm gleich - und so sah man die einstigen Schönlinge als Schatten ihrer selbst. Auch wenn ich diese Art der Inszenierung unverantwortlich finde - die Bilder erfüllten doch ihren Zweck und weckten meine Neugierde.




Der mir bis dato noch unbekannte Regisseur Jean Marc Valée sorgte für die Umsetzung des auf dem Leben vom AIDS-Patienten Ron Woodroof basierenden Filmes.
Im Jahre 1985 lebt der Elektriker Ron Woodroof in Dallas sein Leben in vollen Zügen. Er liebt Rodeo, die Frauen und vor allem die Drogen - am besten alles auf einmal, wie die erste Szene zeigt. Durch seine kleinen Betrügereien und seiner unbändigen großen Klappe, handelt er sich immer wieder Ärger ein. Dass es für diesen Lebensstil nur für ein Leben in einem heruntergekommenen Trailerpark reicht, macht ihm nichts aus. Dieses wird gleich bei einem Dialog mit einem Kollegen klar, als dieser über die besseren beruflichen Aussichten in Saudi-Arabien redet und Ron das Angebot "ausschlägt", da Frauen "ficken" dort verboten ist.

Dann passiert, was der Zuschauer aufgrund Rons körperlicher Verfassung bereits vermutet - nach einem Arbeitsunfall landet er im Krankenhaus und die Untersuchung ergibt eine positive Diagnose auf HIV.
Der bis dato als "Schwulenseuche" verschriene Virus reißt dem homophoben Ron den Boden unter den Füßen weg. Verschlimmert wird die Diagnose dadurch, dass ihm die Ärzte, -darunter die durch Jennifer Ganer verkörperte Dr. Eve Saks- eine Lebenserwartung von lediglich 30 Tagen geben.



Ab jetzt folgt vor den Szenen immer eine Einbledung der Tage - aufwärts zählend nach der Diagnose. Zunächst versucht Ron seine Krankheit zu verleugnen und auszublenden - doch wenig später beginnt er, sich über diese zu informieren. Währenddessen bricht sein ganzes Umfeld zusammen - seine Kumpels reißen Schwulenwitze über ihn und sein Körper signalisiert ihm durch diverse Schwächeanfälle -untermalt durch einen hohen Pfeifton-  dass er an der Grenze zum Tod steht.
Ron beginnt zu kämpfen - und findet einen Weg, an das neue, noch in der Testphase befindliche Medikament AZT zu gelangen. Dieses verschlechtert seinen Zustand jedoch noch weiter und Ron fährt nach Texas zum zwangsemigrierten Dr. Vass (Griffin Dunne), der ihm einen Cocktail aus in den USA nicht zugelassenen Medikamenten und Proteine verabreicht. Als diese tatsächlich helfen, wittert Ron eine große Geschäftsidee - er schmuggelt die Medikamente in die USA und will sie dort für viel Geld verticken.



Als bekennender Homophob meidet er das Betreten von Schwulenclubs und ist so auf die Hilfe des ebenfalls HIV-positiven Transsexuellen Rayon (Jared Leto) angewiesen. Der Grundstein des "Dallas Buyers Club" ist gelegt und bald umgehen die beiden Gründer die Bestimmungen der US-Kontrollbehörde FDA durch einen monatlichen Mitgliedsbeitrag. Als es bald jedoch kaum noch Personen gibt, die an der AZT-Testphase teilnehmen wollen, wird die FDA auf das zwielichtige Unternehmen aufmerksam.
McConaughey verkörpert Ron mit absoluter Überzeugung - und das passiert nicht durch große Gesten oder Ansprachen. Ron ist und bleibt ein nicht überaus sympathischer Typ, der es aber trotzdem schafft, ein gewisses Charisma zu verbreiten. Dagegen wirkt Leto als Reyon wie ein Sonnenschein - vorurteilsfrei und stets hoffnungsvoll (selbst in Szenen, in denen er sich vor Schmerz krümmt und Blut spuckt , betont er, dass er noch nicht sterben will) schafft er es, dass Ron mit seinen Voruteilen  gegenüber der "Schwulenszene" aufräumt und sich später sogar in einem entsprechenden Club wiederfindet.
Einen unrealistischen Wandel zum strahlenden Helden vollzieht Ron jedoch nicht.


Die Highlights des Films sind definitiv die Szenen, in der McConaughey und Leto zusammen wirken und teilweise wie ein "altes Ehepaar" agieren. Dazu gehört auch eine der stärksten Szenen, in der die beiden auf Rons alten Kumpel treffen, der in alter Manier die "Transe" beleidigen will und dann durch Ron dazu gezwungen wird, Rayon vernünftig die Hand zu geben. Letos Mimik in dieser Szene ist wirklich ganz großes Kino.
Nach und nach bekommt der Dallas Buyers Club immer mehr Probleme, die FDA zu umgehen und irgendwann beschließt sogar die sonst so perfektionistische Dr. Saks sich gegen die Machenschaften der geldgierigen pharmazeutischen Unternehmen aufzulehnen.




Zum Schluss macht der Film genau das, was er die restliche Laufzeit über macht: Er endet ohne große Gesten oder Happy End, ohne viel TamTam oder theatralischer Musik (meistens läuft im Hintergrund sehr angenehme, klassische Western-Musik) und schafft es dennoch, zum Nachdenken anzuregen.
Das Cast neben McConaughey ist ebenso einwandfrei wie er und die fast "nüchterne" Erzählweise wird bestärkt durch das Filmen mit der Handkamera. So wirken die selten vorkommenden emotionalen Ausbrüche wie ein reines Feuerwerk - obwohl selbst diese eher in der Stille stattfinden.
Über die komplette Länge wirkt der Film dadurch manchmal fast ein wenig zu schlicht. Ebenso unverständlich war es für mich, wie Ron es schafft, sein Lebenstil scheinbar von einem Tag auf den anderen komplett -vor allem große Entzugserscheinungen- und fast problemlos umzukrempeln.
Doch die krasse Vorbereitung der Schauspieler hat sich bezahlt gemacht - sie schaffen es, ohne große Hollywooddialoge und - effekte einer schier auswegslosen Situation Hoffnung zu verleihen.

Fazit: Mir gefällt íhr Stil, Mr. McConaughey. Vorbei ist die "Zum Ausziehen verführt - in 10 Tagen- verliebt, verlobt, verplant"-Zeit!



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