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De Jul's Filmecke - Oscar-Countdown


12 Years a Slave - Steve McQueen
 - Nominiert für 9 Oscars (u.a. Bester Film, Bester Hauptdarsteller, Beste/r Nebendarsteller/in)-




Gleich hinter den zwei meistnominierten Filmen (American Hustle und Gravity) folgt der hier von mir rezensierte - 12 Years a Slave. Als ich das erste Mal den Titel hörte, war mein erster Gedanke: Nicht schon wieder ein Film über die Sklaverei! Nach Django Unchained ist mein Bedarf an dem Schimpfwort "Nigger" nämlich für mein restliches Leben gedeckt.

Nach dem Einholen einiger Informationen weckte der Film dann doch mein Interesse - so basiert der Film auf der Autobiografie von Solomon Northup aus dem Jahre 1853. Eine Tarantino-Metzelei (die auch durchaus ihren Reiz haben kann) sollte mich also nicht erwarten.  Eins sei vorweg zu nehmen: Der Film geht bis an die Schmerzensgrenze und darüber hinaus.




Bei dem erst dritten Werk von Regisseur Steve McQueen ("Hunger" und "Shame") geht es um den bereits genannten Solomon Northup (Chiwetel Ejiofor), der im Jahre 1841 zusammen mit seiner Familie als freier Mann in New York lebt. Wie viele Menschen hat er eine große Leidenschaft. Bei ihm ist es das Violine spielen. Als er von zwei Männern ein lukratives Angebot für seine Spielkunst erhält, kann er nicht nein sagen. Solomon verschlägt es also nach Washington, doch nach einer feucht-fröhlichen Nacht beginnt der Albtraum und vorbei ist der harmlose Teil des Filmes: Solomon wacht in Ketten gefesselt und ohne seine Papiere auf. Kurz darauf wird ihm nicht nur sein Name, sondern auch seine Würde herausgeprügelt.  Ab jetzt heißt er Platt und ist ein Sklave, bei Bestreitung dieser Tatsache folgt der Tod.

Schon in dieser ersten Folterszene wird bewusst, dass der Film nicht unterhalten will, sondern mit aller Wucht die Realität vermitteln möchte. So folgt nach dem ersten Peitschenhieb kein Schnitt in eine andere Szene, sondern die Kamera verharrt bis zum letzten Hieb in einer Position und so muss man in Solomons -oder jetzt Platts- schmerzverzerrtes Gesicht sehen.
Es folgt der Transport via Schiff in den Süden. Beim Gespräch mit ein paar Leidensgenossen zeigt Solomon wieder etwas Kampfgeist mit dem Satz: "Ich will nicht überleben, ich will leben!".Doch spätestens, nachdem Solomon miterleben muss, wie einer seiner Gefährten durch seinen rechtmäßigen Besitzer "befreit" wird, schwindet seine Hoffnung auf ein Entkommen.




Im Stil einer Teeparty unter Reichen folgt jetzt der Verkauf der Sklaven in dem Wohnzimmer eines Herrenhauses. Solomons neuer Besitzer ist der Plantagenbesitzer Ford (Benedict Cumberbatch). Dieser scheint sich auf den ersten Blick in einem Gewissenkonflikt zu befinden und teilweise sogar Mitleid mit den Sklaven zu empfinden - damit versucht er aber nur über die Tatsache hinwegzutäuschen, dass er die Vorzüge der Sklaverei durchaus genießt. Und so lässt er seinen tyrannischen Vorarbeitern freie Hand.
Die Situation eskaliert als Solomon sich gegen einen Vorabeiter wehrt und er findet sich in einem Kampf um sein Leben wieder, während der Alltag um ihn herum weiterhin normal abläuft. Eine für den Zuschauer nahezu unerträgliche Situation.

Bald kommt McQueens Stammschauspieler ins Spiel: Solomon wird erneut verkauft, nämlich an den Inhaber einer Baumwollplantage - Edwin Epps (Michael Fassbender, spielt in allen drei Filmen von McQueen). Hier findet das Delirium seinen Höhepunkt. Sowohl Epps, als auch seine Frau Mary Epps (Sarah Paulson) sind durch und durch menschenverachtend im Umgang mit den Sklaven. Fassbender überzeugt wie erwartet - doch Sarah Paulson war für mich das Maß der Grausamkeit. Während Epps sich - insbesondere bei seiner "Beziehung" mit der Sklavin Patsey (Lupita Nyong’o)-  hin und wieder emotional unkontrolliert zeigt, bleibt seine Frau Mary kühl. Sie fordert vehement körperliche Züchtigung und attackiert unvorhergesehen und auf brutalste Art und Weise.




Zeitweise hat der Film in diesem Teil -meiner Meinung nach- unnötige Längen und mich dadurch zwischendurch etwas verloren. Mag sein, dass die dargestellte Hoffnungslosigkeit ebenfalls auf mein Gemüt geschlagen hat.
Der einst so stark wirkende Solomon bricht förmlich vor den Augen der Zuschauer. Da es keine  "Off-Stimme" gibt, die das Geschehen kommentiert, spiegeln sich alle Emotionen in dem sehr ausdruckstarkem Gesicht von Ejiofor wider. Die Schicksale der Personen um ihn herum - insbesondere von Patsey- werden ebenfalls bewegend dargestellt. Doch im Mittelpunkt steht eindeutig der in jeder Szene anwesende Solomon.

Untermalt wird der Film durch nicht zu präsente und sehr stimmungsvolle -nahezu bedrohliche- Musik von Hans Zimmer. Auch die beeindruckende naturbelassene Kulisse weiß zu überzeugen und steht durch ihre Schönheit im krassen Gegensatz zu den Geschehnissen.

Der Film endet in einem zu Tränen rührenden Finale, zu dem der lediglich ein paar Minuten  auftauchende, aber sehr überzeugende Brad Pitt- in der Rolle vom Sklavereigegner Samuel Bass- beiträgt.  Von einem Happy End ist der Film  auf jeden Fall meilenweit entfernt und lässt so den Zuschauer fassunglos über die Grausamkeit der Menschheit zurück.


Fazit: Am Ende geht es doch nur um das Überleben! McQueen zeigt erbarmungslos und mit Hilfe eines fantastischen Ejiofor die Realität der Versklavung auf. Nur für meinen Geschmack vielleicht doch ein paar Minuten zu lange... aber was sind schon ein paar Minuten gegen 12 Jahre?

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