Bislang richtete sich Minecraft ja eher an Lego-Jungs. Jene Spezies, die schon als Kleinkinder stundenlang allein auf ihrem Spielteppichen knien und die wirresten Strukturen zusammenbasteln konnte. Und dabei nicht einmal einen Atombombenabwurf bemerkt hätte.
Mit dem Update 1.6, dem sogenannten „Horse Update“, dürften
auch ein paar Wendy-Mädchen den Weg in die Minecraft-Gemeinde finden, denn
nun gibt es Pferde zum Reiten, Packesel zum Sachenschleppen und Mulis zum...
Unfruchtbar sein! Samt Sätteln, Pferderüstungen, Heuballen und Leinen! Ein
toller Spaß! Aber dazu später mehr.
4 Monate lang hat Mojang an der jüngsten Version gewerkelt
und sie Anfang Juli 2013 endlich zum Download bereitgestellt. Und gleich nach
dem Starten fällt auf: Minecraft ist ein neuer Launcher spendiert worden!
Endlich lassen sich unterschiedliche Profile anlegen; so zum Beispiel für eine
Vanillaversion, eine gemoddete Version oder um ältere Updates fortzusetzen. Das
Installieren von Mods ist allerdings genauso aufwändig wie zuvor. Eigentlich
ist es sogar noch komplizierter geworden. Eine einheitliche, idiotensichere
Modinstallation ist noch immer nicht möglich. Da man sie nach wie vor bei jedem
Update für jeden einzelnen Mod erneut durchführen muss, bleibt man in dieser
Hinsicht zumindest in Übung. Allerdings ist die Einbindung von Texturpacks nun
vereinfacht. Immerhin.
Wer sich seit dem „Redstone-Update“ 1.5 immer mal wieder
verwundert am Kopf gekratzt und sich gefragt hat, warum die mühsam gezüchteten
Rindviecher trotz eines 2 Blöcke hohen Zaunes ständig außerhalb der Koppel
herumlaufen, der konnte zunächst auch in Version 1.6.1 fleißig weiter kratzen.
Dieses Problem hat Mojang zwar in der flugs nachgeschobenen Version 1.6.2
gelöst, nicht aber den Umstand, dass Hühnerküken im handbreit tiefen Wasser
gerne mal zum Ertrinken neigen. Ob das auch in der RL-Natur der Fall ist? Ich
habe keine befriedigende Studie zu diesem Thema gefunden. Sei es drum. Das
„Horse Update“ lässt trotzdem noch genug Grund zur Freude.
So z.B. lässt sich aus 9 Kohlestücken nun ein Kohleblock
craften, der den Ofen ein ganzes Stück länger anheizt, als seine Einzelteile
für sich genommen. Außerdem klasse: Teppich! Vorbei die Zeit, in der man
Zwischendecken in Häusern und Türmen zweilagig bauen musste, damit der
Teppichblock im 1. Stock nicht auch im Erdgeschoss Teil der Einrichtung wurde.
An der Zimmerdecke nämlich. Feine Idee!
Auch dass sich Lehmblöcke nun brennen und sogar einfärben
lassen, ist längst überfällig gewesen. So ein buntes Häuschen ist ja schon ein
Hingucker. Auch wenn man dafür bislang gezwungen war, in einer Behausung aus
Wolleblöcken zu wohnen. Versucht DA mal einen Nagel in die Wand zu hämmern!
Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Manchmal sogar
rabenschwarzer Schatten. Der mich schon lange begleitende Bug, der entfernte
Schattenwürfe (so z.B. im Gebirge) als tiefschwarze Flächen darstellt, hat es
auch wieder in Version 1.6 geschafft! Aber vielleicht ist das ein
Einzelschicksal.
Wie dem auch sei: Der Handel mit Dorfbewohnern ist zumindest
genauso nutzlos wie gewohnt. Eine Lederhose für NUR 2 ultraseltene Smaragde,
für die ich ganze Bergkämme unterhöhlen muss, um sie zu finden? Lass stecken,
ich crafte lieber weiter selbst!
Eine „Verschlimmbesserung“ der Spielmechanik trifft
besonders Spieler, die ihre Bauwerke des Nervenkitzels wegen gern im
Survivalmodus errichten: Wahrscheinlich von TV- und Kinowerken wie „The Walking
Dead“ und „World War Z“ inspiriert, folgen jedem dahin gemetzelten Zombi nun
automatisch ganze Heerscharen seiner Kumpels, die buchstäblich einfach vom
Himmel fallen und jede nächtliche Bauphase nahezu unmöglich machen. Generell
steigen der Schwierigkeitsgrad und die Spawnrate der feindlichen Mobs nun
selbsttätig, je länger sich der Spieler in einem bestimmten Bereich der Welt
aufhält. Das soll wohl dazu beitragen, dass Reise- und Entdeckungslust ebenfalls steigen.
Mir persönlich hat dieser Umstand allerdings einige unschöne Bissspuren in der
Holzplatte meines Schreibtisches eingebracht. Ich bin hier doch nicht auf der
Flucht! Dieses „Feature“ sollte ausstellbar sein.
Zudem: dass neue Biome nicht in Welten integriert werden
können, welche durch eine frühere Minecraftversion generiert wurden, ist ja
noch zu verstehen. Warum neue Mobs, wie eben das Pferd, allerdings nicht in
bereits existierenden Wiesenabschnitten spawnen, sondern erst in einem neuen
Chunk entdeckt werden müssen, ist mir ein Rätsel. Um als Crafter, der seine
Lieblingswelt bereits durch dutzende Versionen schleppt, in den Genuss neuer
Features (neue Biome, Dörfer, Mobs etc.)
zu kommen, muss man teilweise so wie so schon enorm weit reisen. Nun ja,
vielleicht wird es wirklich einmal Zeit, von Neuem zu beginnen...
Aber genug contra; zumal dies alles eh Gejammer auf 256
Blöcke hohem Niveau ist. Die Erweiterung der Tierwelt um reitbare Pferde ist
sinnvoll und motivierend. Nicht zuletzt, da es durch geschicktes Züchten sogar möglich ist,
auf seinem Gaul im vollen Galopp ein Minecart zu überholen! Jetzt müsste man
den Tieren nur noch das Schwimmen beibringen.
Apropos Züchten: das ist tatsächlich eine Kunst für sich,
bei der man sehr viel Zeit verdaddeln kann! Merkmale der Elterntiere können
vererbt werden, zu verbesserten Fähigkeiten wie größerer Sprunghöhe und höherer
Laufgeschwindigkeit führen. Und natürlich zu immer neuen Farbkombinationen, die
für jeden Geschmack etwas bereit halten. Wenn es nun noch möglich wird, die
praktischen Pferderüstungen selbst herzustellen, anstatt sie zeitaufwändig aus
Dungeontruhen zusammensuchen zu müssen, bin ich ein sehr glücklicher
Pferdewirt! Ach ja, und es wär nett, wenn ich Doppelzauntüren bauen könnte, um aus der Pferdekoppel hinaus zu reiten. Das ist nämlich bisher nicht möglich.
Was Mojang mit Minecraft in den vergangenen Jahren aus dem
Boden gestampft hat, ist nicht zu Unrecht das erfolgreichste und beliebteste
Indispiel der Daddelgeschichte. Mal abgesehen davon, dass dieses Meisterwerk
dem guten Gronkh den einen oder anderen Sportwagen unter den Carport gespült
haben sollte, hat es Millionen Gamer über Jahre hinweg köstlich unterhalten und
durch immer neue, zumeist gut durchdachte Erweiterungen bei der Stange
gehalten. Das „Horse Update“ fügt sich hier trotz genannter Contrapunkte
nahtlos ein.
Zwar rümpfen Nichteingeweihte noch immer gern die Nase, wenn
sie die Würfelpracht über die Schulter eines der Welt entrückten Crafters
betrachten, und einige zwischenmenschliche Beziehungen dürften während
unzähliger Bastelstunden auf der Strecke geblieben sein. Aber immerhin hat
Minecraft den Nerds und Legokindern um die 30 die Freude am Klötzchenstapeln
zurück gebracht. Darauf nen goldenen Apfel! Für dich auch, Schattenfell! Hüah!
Tom
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