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Remember Me - Test

Remember Me (Test): One Night in Neo-Paris




Eigentlich hätte mich das 3rd Person-Action-Adventure im Cyberpunk Setting ohne große Schwierigkeiten bezirzen müssen, bin ich doch ein großer Fan einer dystopischen Zukunftsvision in Film und Spiel.
Auch das frische Setting, die Wahl einer weiblichen Protagonistin und der Einsatz schlauer Gedankenmanipulationsspiele, hätten eigentlich dafür Sorge tragen müssen, dass ich fast schon zu subjektiv an die Formulierung eines Tests gegangen wäre.
Ja fast und eigentlich! Warum es nun doch nicht so gekommen ist, lest ihr hier.



In der heutigen Videospiellandschaft ist es mittlerweile Gang und Gäbe, bereits etablierte Marken so lange dem willigen Gamervolk anzubieten, bis sie diesem aus dem Halse hängen.
So trudelt ein ums andere Jahr, die übliche Standart-Shooter-Kost des Call of Duty Universums in den Einzelhandel und folglich in die Wohnzimmer des zahlungswilligen Kunden.
Die Maschine läuft, die Spiele verkaufen sich wie geschnitten Brot, also bleiben die Publisher bei ihren Goldeseln.
Mittlerweile etabliert sich zwar ein ständig präsenterer und mit Spielen nicht geizender Indie-Markt, aber Spiele die nicht Fisch und nicht Fleisch sind haben es schwer.

Nicht Indie- aber auch nicht "bekannte Marke" sein, ist zum Ende der aktuellen Konsolengeneration schon fast ein Alleinstellungsmerkmal.
Angesichts dieser Tatsache, ist es umso annerkennenswerter, dass Publisher Capcom, einer neuen Marke samt unbekanntem Developer, eine Chance auf dem heiss umkäpften Gaming Markt gibt.
Gut, die Zeit der Veröffentlichung (Sommerloch vor der E3) relativiert das Ganze ein wenig, nichtsdestotrotz ein mutiger Schritt des Publishers und eine große Chance für -Dontnod Entertainment-.


Die versetzen euch in das Jahr 2084. Neo-Paris ist das Setting eures Wirkens und diese Stadt hat wirklich einige Probleme.
Da wäre zum einen die Firma Memorize, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Menschen ihre "schlechten" Erinnerungen abzunehmen. Zudem werden durch die Firma sämtliche Gedanken verwahrt und mithilfe sogenannter Sensen-Implantate ist es ihr möglich, Menschen zu manipulieren.
Neo-Paris - Ein Ort der Extreme
Das ganze Gedankenspiel hat natürlich nicht nur gute Seiten und hier kommt ihr ins Spiel, denn neben einer Subkultur von Mutanten, welche der Gedankenmanipulation zum Opfer fielen und nun die Kanalisation von Neo-Paris bewohnen, gibt es noch eine weitere Gruppierung, welche Memorize doch sehr kritisch gegenüber steht, die sogenannten Erroristen.

Zu diesem eliteren Kreis dürft ihr euch zählen. Ihr seid Nilin, eurer Erinnerungen beraubt und auf der Flucht aus einer Einrichtung der Memorize Corp.
Hier setzt das Spiel im Rahmen eines Tutorials an und mit ein wenig Unterstützung durch euren künftigen, jedoch lediglich über Funk mit euch kommunizierenden Unterstützer (kennt jemand noch Atlas aus Rapture !?!) gelingt euch die Flucht und ihr findet euch in der Kanalisation von Neo-Paris wieder. Und was genau hauste nochmal dort? Richtig, die Gedankenmutanten, namentlich -Leaper-. Und wie Mutanten nun mal so sind, greifen sie alles an, was schöner ist als sie. Und dazu zählt unglücklicherweise auch die immer noch leicht desorientierte Nilin.


Und schon befindet ihr euch im ersten Kampf des Spieles, dem ersten von sehr, sehr vielen.
Und in diesem Zusammenhang lernen wir auch den Umgang mit dem recht unkonventionellem Kampfsystem. So ist es euch im Laufe des Spieles möglich eure Kombo-Ketten mit erspielten Punkten selbst zu gestalten. Das ganze klingt nun erstmal spektakulärer als es ist, denn die Tastenkombinationen sind letztlich vorgegeben und setzen lediglich die Benutzung zweier Knöpfe voraus.
Ob der Druck des Knopfes nun jedoch nun einen harten Schlag, die Regeneration von Gesundheit oder das Aufladen von Energie für eine der, im Laufe des Spieles zwangsläufig erlernbaren Zusatzfähigkeiten bewirkt, liegt an der von euch gewählten Zuweisung.

Die Kämpfe selbst erinnern dann doch sehr stark an die FreeFlow-Technik aus Batman Arkham Asylum/ City, reichen jedoch bei Weitem nicht an deren Qualität heran. So bleibt zum Kampfsystem zu sagen, dass es sich sehr engagiert zeigt und zudem auch eine gewisse Herausforderung bietet, jedoch besonders im letzten Drittel des Spieles durch immer wiederkehrende, gleiche Gegnerhorden leicht strapaziös wirkt. Mehrfach habe ich mich dabei ertappt, wie ich nach ca. 10 - 15 Minuten "am Stück Gehaue" einfach nur noch genervt war vom immer gleichen Ablauf und der Länge der Kämpfe. Nicht selten mündete dies dann durch Unkonzentriertheit in einem Bildschirmtod - nicht unbedingt die Art Herausforderung, die ich mir von einem Kampfsystem erhoffe. Der eine oder andere mag das als befriedigende Beat'Em Up-Technik titulieren, weil z.B. spezielle Gegner auch spezielle Taktiken erfordern, ich jedoch empfand es letztlich eher als ermüdend.

Groß auftrumpfen kann das Spiel dementgegen mit seiner Spielwelt. So wirkt die düstere Zukunftsversion eines Neo-Paris bedrückend, jedoch zugleich auch schön und weckt vom ersten Moment an Neugierde und Forscherdrang.
Dieser wird jedoch recht schnell unterbunden, da sich das Spiel auf sogenannten "Levelschläuche" begrenzt. Von Zeit zu Zeit verliert man dennoch die Orientierung, da die Kamera, vornehmlich in den Kämpfen, einen unsauberen Job macht.

Bezogen auf die Szenerie, bietet das Spiel einen gewissen Grad an Abwechslung. Befinden wir uns, wie erwähnt nach der Flucht aus dem Konzernkomplex, zunächst in den Katakomben Neo-Paris', streifen wir kurz darauf durch die Aussenbezirke der Oberstadt. Später besuchen wir die Wohngegend der Reichen und gar Gefängnisanlagen.
Besonders die städtischen Gebiete wirken recht belebt, hier und da verrichten Roboter ihre Arbeit, Menschen unterhalten sich über aktuelle Dinge, Nachrichtensendungen berichten über das Tagesgeschehen und teils gar über euer Handeln.

In den Katakomben hausen die sog. Leaper


Trotz des vermeintlich lebendigen Treibens, wirkt das Setting auf eine gewisse Weise steril. Man hat teils das Gefühl, von Gemälde zu Gemälde zu hechten, dort den jeweiligen weiteren Weg zu finden und diesen dann, mittels sehr rudimentären Klettersystem, zumeist nach dem Abwehren einiger Gegnerhorden, zu erreichen. Es mag sich selten das Gefühl einstellen, eine wirklich pulsierende, aktive Spielewelt zu durchwandern.

Bei dem Thema Spielwelt kommt man zwangsläufig nicht umhin auch über die Geschichte, welche ein Spiel zu erzählen hat, zu sprechen. So fesstelt eine virtuelle Welt deutlich mehr, wenn sie den Spieler mittels einer gut erzählten, spannenden Story zu unterhalten weiß.

Überall werkeln Roboter - wie hier im Bild
Hier kann man Dontnod Entertainment keine großen Vorwürfe machen. Die Geschichte um die ehemalige Gedächnisjägerin Nilin und ihrer Jagd nach ihren Erinnerungen, weiss einen bei der Stange zu halten. Seitenhiebe auf aktuelles Zeitgeschehen, Großkonzerne und Minderheiten-Begehren wohnen der Story inne, werden jedoch nicht allzu platt mit dem "Moralhammer" präsentiert.  Die ca. 8-9 stündige Geschichte leidet nicht unter etwaigen Längen und auch das Ende ist gewissermaßen "befriedigend". Durch sammelbare Objekte, sogenannte Mnesist-Notizen, gewinnt die Spielewelt gar noch an Tiefe.
Das Wirken Nilin's bedient sich noch eines weiteren bis dato nicht erwähnten Spielelements. So ist es euch einige, wenige -vorgegebene- Male möglich, Erinnerungen in Form von Szenen der Vergangenheit bestimmter Leute zu manipulieren und auf diese Weise so zu verändern, dass der jeweilig Betroffene in der "realen Welt" aufgrund von Trauer, Wut, Betroffenheit o.ä. anders reagiert, als er es sonst getan hätte. Das ganze stellt sich als netter Ansatz heraus, bleibt jedoch aufgrund der Tatsache, dass es immer nur eine richtige Lösung für den Ablauf der Szene gibt, ohne erhoffte Tiefe und mithin repräsentativ für Dontnods gesamtes Machwerk.

Fazit:

Bei Remember Me handelt es sich zweifelsohne um ein ambitioniertes Projekt. Dieses kupfert zwar recht offenkundig beliebte Spielelemente bei großen Branchenvertretern ab, weiss diese jedoch in einem recht markanten, eigenem Stil zu vermischen. 
Auch wenn gewisse Gameplay Mechaniken, wie das Klettern, als sehr banal und andere, wie das Kampfsystem, teils als herausfordernd zugleich aber auch langatmig zu bezeichnen sind, weiss doch die Geschichte um Nilin und das frische Setting bei Laune zu halten. 
In diesem Zusammenhang darf man hoffen, dass Dontnod Entertainment die Chance bekommt, die Geschichte um Nilin in einer Fortsetzung weiterzuentwickeln, denn genug Stoff für weitere Episoden bietet dieses Spieleuniversum.



Note: 69/100



Testversion: PS3

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